GAITA - der galicische Dudelsack


 

Wie funktioniert ein Dudelsack?

 

Dudelsäcke sind eine tolle Erfindung, denn das Prinzip Ihres Funktionierens ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Man bläst Luft in einen Sack, auch Balg genannt, in dem die Luft gespeichert wird. Mit dem Sack ist eine flötenartige Spielpfeife verbunden sowie ein oder mehrere röhrenartige Gebilde, die "Bordune" heissen. Drückt man nun auf den Balg, strömt die Luft durch die Spielpfeife und die Bordune nach aussen. Beide sind mit Rohrblättern versehen, die durch den Luftstrom ins Schwingen geraten und somit Laute erzeugen. Die Bordune erklingen mit einem Brummton, "Grundton" genannt, und auf der Spielpfeife wird die Melodie gespielt. Man hat also mit nur einem Instrument ein Klangensemble: die Melodie sowie die Begleittöne der Bordune. Jeder Bordun gibt jeweils nur einen Ton von sich, doch die Bordune sind unterschiedlich gestimmt, so dass bei zwei Bordunen zwei verschiedene Brummtöne erklingen. Da Luft im Sack gespeichert ist, kann man Luft holen und kurz verschnaufen, während die Finger weiterspielen.

 

Es gibt Dudelsäcke in aller Herren Länder, in allen möglichen Grössen und Tonarten und mit den unterschiedlichsten Spielweisen. So gibt es zum Beispiel Dudelsäcke aus Spanien, Deutschland, Frankreich, Italien, Bulgarien, Schweden, Polen, Mazedonien, Schottland, Irland, Lettland, Tunesien … Manche sind klein und aus Ziegenleder, andere riesengross und aus Kuhhaut, wieder andere aus synthetischen Materialien wie Goretex. Man klemmt sie unter den Arm und drückt mit diesem auf den Balg, oder man hält sie vor den Bauch und drückt sie mit beiden Armen gegen den Körper und manche funktionieren sogar ausschliesslich mit Blasebalg.

 


Viele denken bei dem Wort "Dudelsack" automatisch an den schottischen Dudelsack, die "Great Highland Bagpipe". Sie unterscheidet sich von der meist in C gespielten Gaita und anderen Dudelsäcken nicht nur in der Tonart, der Lautstärke und der Lage der Bordune, sondern auch im Repertoire und in der Spielweise. Sogar innerhalb der Familie der "Gaita" genannten Dudelsäcke gibt es Unterschiede, so sind Klang, Spielweise und Repertoire einer Gaita aus Asturien anders als bei der Gaita aus Galicien.

 


 

Die galicische Gaita


Früher wurde der Balg der Gaitas meist aus Ziegenleder hergestellt und zum Schutz mit einem Stoffüberzug versehen. Heutzutage werden für den Balg vorwiegend synthetische Materialien verwendet. Über den "soprete", das Anblasrohr, wird Luft in den Balg geblasen. Die Gaita hat eine Spielpfeife, den "punteiro", der heutzutage meist in C gestimmt ist. Die galicische Gaita verfügt über mindestens einen, grossen, Bordun ("ronco"), der auf der linken Schulter liegt. Der "ronco" ist normalerweise mit einem Fransenband und einer Kordel verziert. Viele Gaitas haben einen zweiten mittelgrossen Bordun ("ronqueta"), der seitlich am Sack angebracht ist, auf dem rechten Unterarm ruht und an dem häufig eine zweite Kordel hängt. Manche Instrumente besitzen sogar noch einen dritten, ebenfalls seitlich platzierten kleinen Bordun ("chillón").

 

Handelt es sich um eine C-Gaita, ist die Spielpfeife in C gestimmt, der grosse Bordun "ronco" ist zwei Oktaven tiefer als die Spielpfeife ebenfalls in C gestimmt, der mittlere Bordun "ronqueta" ist eine Oktave tiefer als die Spielpfeife in C gestimmt und der kleine Bordun "chillón" eine Quinte tiefer als die Spielpfeife.

 

Traditionell wurde zur Herstellung galicischer Gaitas der einheimische Buchsbaum mit seinem hellen Holz verwendet, heutzutage kommen ausserdem das dunkelbraune Grenadill, das rötliche Cocobolo sowie andere Edelhölzer zum Einsatz.

 

 

1) Balg / Sack ("fol")

2) Anblasrohr ("soprete")

3) Spielpfeife ("punteiro")

4) Bordun ("ronco")

5) Bordun ("ronqueta")

6) Bordun ("chillón")

7) Fransen und Kordel ("farrápos")